Frauen in MINT-Berufen – das ungenutzte Potenzial

11. Oktober 2022

Grafik mit Programmiercode und einer Hand, die auf einem Laptop schreibt

COVID-19-Pandemie, Klimawandel, Energiekrise, Nachhaltigkeit, Digitalisierung. Die Liste der Herausforderungen unserer Zeit ist lang und es bedarf innovativer Ideen, um ihnen zu begegnen. Den sogenannten MINT-Disziplinen kommt hierbei eine Schlüsselfunktion zu. MINT, das steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Von Künstlicher Intelligenz über nachhaltige Kunststoffprodukte bis hin zu neuen Therapieformen für schwere Krankheiten – Innovationen in den MINT-Disziplinen verändern unsere Umwelt und unser Zusammenleben nachhaltig. Sie tragen zum Wohlstand unserer Gesellschaft bei und machen sie zukunftsfähig.

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Von großer Bedeutung sind Arbeitskräfte in den MINT-Disziplinen und die Nachfrage wächst stetig. Doch in vielen MINT-Disziplinen herrscht ein Fachkräftemangel, allen voran in der IT und dem Handwerk. Betrachtet man die (angehenden) Beschäftigten in MINT-Berufen genauer, dann ergibt sich ein differenziertes Bild. Denn den meisten MINT-Berufen mangelt es nicht nur an Arbeitskräften, es mangelt ihnen an weiblichen Arbeitskräften. 

Um das unausgeschöpfte Potenzial der MINT-Frauen wissen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und zunehmend auch die breite Öffentlichkeit. In den vergangenen Jahren wurde viel unternommen, um mehr Mädchen und Frauen für die naturwissenschaftlich-technischen Bereiche zu begeistern. Förder- und Mentoringprogramme wurden ins Leben gerufen, allen voran der MINT-Aktionsplan des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Kommunikationskampagnen wie #MINTmagie wurden entwickelt. Initiativen wie der Nationale Pakt für Frauen in MINT-Berufen Komm, mach MINT gegründet. Dies führte dazu, dass sich der Frauenanteil in den MINT-Berufen zwischen 2012 und 2021 von 13,8 auf 15,5 % leicht erhöhte (1).

Warum gibt es so wenige Frauen in MINT-Berufen?

In den MINT-Berufen sind die Arbeitsbedingungen gut: die Beschäftigten sind selten befristet angestellt, erhalten gute Entlohnungen und arbeiten an interessanten und relevanten Themen mit Praxisbezug. Dennoch entscheiden sich wenige Frauen für einen solchen Werdegang. Diejenigen, die ein MINT-Fach studiert oder eine MINT-Ausbildung abgeschlossen haben, arbeiten anschließend selten im entsprechenden Beruf. Woran liegt das? 

Für den geringen Anteil von Frauen in den MINT-Berufen gibt es unterschiedliche ursächliche Faktoren, die sich gegenseitig bedingen und verstärken (2). Dazu gehören

  • fehlende Vorstellungen von den MINT-Disziplinen,
  • Vorurteile gegenüber MINT-Berufen,
  • geringe Praxiserfahrungen in MINT
  • eine nicht zielgruppengerechte Berufsorientierung,
  • ein mangelndes Selbstkonzept der Mädchen und Frauen,
  • die fehlende Sichtbarkeit weiblicher Role Models,
  • die Ungleichbehandlung von Mädchen und Jungen bzw. Frauen und Männern in Schule, Ausbildung und Beruf,
  • Rahmenbedingungen, die sich an den Bedarfen männlicher Lebensverläufe orientieren.

Die Handlungsfelder, um mehr Mädchen und Frauen nachhaltig für einen MINT-Beruf zu begeistern, liegen demnach in verschiedenen Bereichen. Im Fokus stehen eine gelingende MINT-Bildung sowie klischeefreie Berufsorientierungsmöglichkeiten für Schüler*innen und Erwachsene. Es geht um die Erhöhung der Sichtbarkeit von MINT-Frauen, Female Empowerment und die Etablierung frauen- und innovationsfreundlicher Strukturen. Zentral für alle Bereiche ist das Aufbrechen festgefahrener gesellschaftlicher Strukturen, die auf überholten Geschlechterstereotypen und sich hartnäckig haltenden Vorurteilen beruhen. Das betont auch Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger: „Der Kulturwandel zu Chancengerechtigkeit und gleichberechtigter Teilhabe von Frauen und Männern im MINT-Bereich ist eine herausfordernde gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“ (3)  Durch das Zusammenspiel aller Maßnahmen und den gesellschaftlichen Diskurs lassen sich auf Dauer mehr Frauen für die MINT-Berufen gewinnen.

Mehr über weibliche Innovationen im MINT-Bereich erfahren? In der Expertinnen-Datenbank der Plattform #InnovativeFrauen finden sich zahlreiche Frauen, die innovative Ideen, Methoden oder Produkte im MINT-Bereich entwickelt haben. Hier geht es zur Expertinnen-Datenbank.

Quellen:

(1) Anger, Kohlisch, Plünnecke (2021) MINT-Herbstreport 2021, S.8.

(2) Jeanrenaud, Yves (2020): MINT. Warum nicht? Zur Unterrepräsentation von Frauen in MINT, speziell IKT, deren Ursachen, Wirksamkeit bestehender Maßnahmen und Handlungsempfehlungen, S. 22-30 und Microsoft (2017): Microsoft-Studie: Mädchen können durch weibliche Vorbilder und mehr Praxiserfahrungen für MINT-Disziplinen begeistert werden. https://news.microsoft.com/de-de/microsoft-studie-madchenfur-mint-disziplinen-begeistern/#sm.0001sm1rxhhkge1ktgs1q0d5jlq29 [Abruf am 20.09.2022].

(3) Bettina Stark-Watzinger im Interview mit der FAZ (2022): https://www.faz.net/asv/diversity-und-chancengleichheit-1/weibliche-rollenvorbilder-spielen-eine-entscheidende-rolle-17869988.html [Abruf am 20.09.2022].

Fokusthema
Frauen in MINT-Berufen – das ungenutzte Potenzial

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Porträtfoto von Luisa Rosenow
Luisa Rosenow
+49 521 92279872
rosenow@innovative-frauen.de

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