Dr‘in Nina Smidt über die Teilhabe von Frauen an Wissenschaft und Technologie

Bildung für alle, der Schutz unseres Klimas und die Bekämpfung von Korruption sind nur drei von 17 Nachhaltigkeitszielen, denen sich die Vereinten Nationen verpflichtet haben. Bis 2030 sollen die Nachhaltigkeitsziele umgesetzt werden. Einer geschlechtergerechten Wissenschaft kommt hierbei eine tragende Rolle zu, so Dr‘in Nina Smidt. Nina Smidt ist geschäftsführende Vorständin der Siemens Stiftung. In ihrer Arbeit setzt sie sich für eine MINT-Bildung ein, die Mädchen und Jungen Zukunftskompetenzen vermittelt und den Nachwuchs von morgen auf die Herausforderungen einer komplexen und durch Digitalität geprägten Welt vorbereitet. Im Interview berichtet Nina Smidt über die Notwendigkeit einer chancengerechten MINT-Bildung und das Potenzial der Frauen bei der Erreichung der Nachhaltigkeitsziele.

Frau Dr‘in Smidt, warum ist es so wichtig, dass Frauen Wissenschaft und Technologie mitgestalten? 

Frauen stellen mehr als 50% der Weltbevölkerung. Aber in Wissenschaft und Technik – also Berufsfeldern, die die Gegenwart und Zukunft maßgeblich mitgestalten, sind sie unterrepräsentiert. Wir brauchen vielfältige, also auch weibliche Perspektiven, die in technologische Entwicklungen und wissenschaftliche Forschung einfließen. Wir können wirtschaftliche Gerechtigkeit und Inklusion sowie Fortschritte hin zu einer modernen und nachhaltigen Gesellschaft für alle, wie in den Nachhaltigkeitszielen formuliert, nur erreichen, wenn Frauen in diesen wichtigen Berufsfeldern zukünftige Lösungen mitgestalten werden.

Sie vertreten die Auffassung, dass gerade Frauen zur Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele beitragen können. Wie kommt‘s?

Mädchen und Frauen ergreifen seltener einen MINT-Beruf als Jungen und Männer. Gleichzeitig zeigen sie aber ein großes soziales Engagement und gehören zu den starken Verfechter*innen im Kampf gegen den Klimawandel. Indem wir den Zusammenhang zwischen Berufen im MINT-Bereich und dem Kampf gegen die Klimakrise deutlich hervorheben, können wir mehr Mädchen und Frauen für MINT-Berufe gewinnen. Berufe, die essentiell für die Lösung drängender Herausforderungen sind. Auf diesen Herausforderungen basieren viele der Nachhaltigkeitsziele: Von der sauberen Energie über die nachhaltige Produktion bis hin zu Maßnahmen zum Klimaschutz.

Als geschäftsführende Vorständin und Sprecherin der Siemens Stiftung machen Sie sich für eine hochwertige MINT-Bildung stark. Was verstehen Sie darunter?

Eine hochwertige MINT-Bildung muss zusammengedacht werden mit nicht-fachlichen Kompetenzen, die junge Menschen im 21. Jahrhundert benötigen. Dazu gehören Kompetenzen wie kreative Problemlösung, Zusammenarbeit und kritisches Denken. MINT-Bildung ist die Grundlage für Innovation und nachhaltige Entwicklung. Gekoppelt an die Vermittlung dieser Skills eröffnet eine MINT-Bildung neue Wege zur Bewältigung von drängenden Problemen und Herausforderungen, wie dem Klimawandel oder der Digitalisierung. Nicht nur das fachliche MINT-Wissen an sich, sondern der gesamtgesellschaftliche Nutzen und die soziale Verantwortung stehen im Mittelpunkt.

Hochwertige MINT-Bildung ist für mich chancengerecht und geschlechtsspezifisch. In unserer Gesellschaft herrschen unzählige Stereotype vor – gerade in Bezug auf MINT-Berufe und die Menschen, die in diesen Berufen arbeiten. Wir müssen MINT-Bildung für alle jungen Menschen attraktiv machen, ganz gleich, welchen Background oder welches Geschlecht sie haben. 

Herzlichen Dank für das Interview!

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