Gesundheit digital: Frischer Wind für das Gesundheitssystem

26. Mai 2023

Grafik einer digitalen Anwendung mit der Abbildung eines Eierstocks

Die Medizin hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt. Zu großen Teilen ist das auf den Einsatz neuer Technologien und Innovationen zurückzuführen. Sei es die Online-Terminbuchung bei Arzt und Ärztin, der Einsatz Künstlicher Intelligenz im OP oder die Überwachung der eigenen Gesundheitsdaten via Smartphone – vor allem digitale Innovationen verändern unser Gesundheitssystem nachhaltig.

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Medizinische Innovationen zielen zum einen darauf ab, Krankheiten vorzubeugen, zu behandeln und im besten Fall zu heilen. Zum anderen erleichtern sie den Zugang zu medizinischer Versorgung und senken die Behandlungskosten. Gleichzeitig wächst das allgemeine Gesundheitswissen in der Bevölkerung und die psychische sowie körperliche Gesundheit nehmen im Privat-, aber auch im Arbeitsleben der Menschen einen immer höheren Stellenwert ein. Der Bedarf an innovativen medizinischen Produkten und Behandlungsformen ist entsprechend groß.

Modernisierung durch Digitalisierung

Die Corona-Pandemie hat die Schwachstellen unseres Gesundheitssystems offengelegt, dessen Grenzen ausgetestet und gleichzeitig einen ordentlichen Digitalisierungsschub in Gang gesetzt – auch und vor allem im Gesundheitswesen. So sind die Nutzer*innenzahlen digitaler Gesundheitsanwendungen während der Pandemie gestiegen, die elektronische Patientenakte verzeichnet mehr Zulauf und Videosprechstunden bei Ärzt*innen werden immer häufiger in Anspruch genommen (mednic.de). Es gibt aber noch Luft nach oben, bspw. bei der Kommunikation zwischen medizinischen Einrichtungen, Krankenkassen und Behörden. Grundlegend befinden wir uns jedoch auf einem guten Weg, wie auch Prof.‘in Dr.‘in Sylvia Thun betont: "Um die Digitalisierung des Gesundheitswesens steht es gar nicht so schlecht, wie man glauben mag", erklärt die Expertin für digitale Medizin. "Wir befinden uns auf direktem Weg in eine all umfassende Digitalisierung." Im Interview mit der Plattform #InnovativeFrauen berichtet Sylvia Thun von den Chancen und Risiken digitaler Medizin, ihren innovativen Bestrebungen nach Interoperabilität und der Vision eines zukunftsfähigen Gesundheitssystems.

Digitale Innovationen 

  • verbessern die Qualität der medizinischen Versorgung,
  • senken Behandlungskosten, 
  • vermehren das Gesundheitswissen der Menschen, 
  • ermöglichen den niedrigschwelligen Zugang zur Gesundheitsversorgung und zu Gesundheitsinformationen 
  • machen eine effiziente Verwaltung unserer Gesundheitsdaten möglich und  
  • fördern eine effiziente Kommunikation im Gesundheitswesen.  

Neue Technologien auf dem Vormarsch 

Von der Telemedizin über Künstliche Intelligenz (KI) bis hin zu Virtual Reality (VR) – für die Gesundheitsbranche werden auf Hochtouren verschiedene innovative Technologien entwickelt und auch zunehmend eingesetzt. 

Die sogenannte Telemedizin macht die medizinische Beratung und Behandlung über virtuelle Kanäle möglich. Ein großer Vorteil telemedizinischer Anwendungen ist es, dass dadurch auch Menschen in abgelegeneren Gebieten oder mit eingeschränkter Mobilität medizinische Unterstützung erhalten und der Zugang zu Fachärzt*innen und Spezialist*innen erleichtert wird. 

Auch KI wird im Gesundheitsbereich eingesetzt, zum Beispiel in der Diagnostik oder der Patient*innenüberwachung. Die KI-Algorithmen können große Mengen medizinischer Daten analysieren sowie Muster erkennen und dadurch Ärzt*innen bei der Früherkennung von Krankheiten, der Erstellung von Behandlungsplänen und der Vorhersage von Krankheitsverläufen unterstützen (iks.fraunhofer.de). Dass Künstliche Intelligenz Leben retten kann, verdeutlicht die Innovation von Dr.‘in Enise Lauterbach. Die von ihr entwickelte Herz-Held® Technologieplattform ist ein KI-basiertes Frühwarnsystems für Patient*innen mit Herzinsuffizienz. Im Open Mic der Plattform Innovative Frauen erzählt sie mehr über ihre Innovation und ihren Weg zur erfolgreichen Gründung.  

Telemedizin, KI und weitere innovative Technologie wie die Robotik bieten das Potenzial, die Effizienz, Zugänglichkeit und Qualität der Gesundheitsversorgung zu verbessern. Sie ermöglichen nicht nur eine personalisierte Betreuung, sondern ermöglichen auch frühzeitige Interventionen und die effiziente Nutzung von Ressourcen, um die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen zu fördern. 

Ein Teilbereich der Medizin mit enormer (digitaler) Innovationskraft ist die Frauengesundheit. Der wissenschaftliche und technologische Nachholbedarf ist enorm. 

Femtech: die Revolution der Frauengesundheit 

Knapp die Hälfte aller 2018 und 2019 neu zugelassenen Arzneimittel wurde vorrangig an Männern getestet (fluter.de). Und zwar unabhängig davon, ob die Medikamente auch für Frauen bestimmt sind. Das Beispiel ist kein Einzelfall: medizinische Praxis und Forschung orientieren sich nach wie vor primär an Männern. Gender Health Gap, so nennt sich das Phänomen, das große Risiken birgt. Denn eine falsche Medikation oder Fehldiagnosen auf Basis geschlechterunsensibler Forschung können zu schweren gesundheitlichen Problemen führen.  

Erfreulicherweise nimmt die Medizin vermehrt auch die Frauen und andere Geschlechter in den Fokus. Der Bereich der Gendermedizin befasst sich dezidiert mit geschlechterspezifischer Gesundheit. Technologien und digitale Innovationen, die speziell auf die Gesundheitsbedürfnisse von Frauen ausgerichtet sind, werden unter dem Begriff Femtech zusammengefasst. Femtech umfasst zahlreiche digitale Anwendungen, darunter Apps, Geräte und Dienstleistungen, die alle Aspekte der weiblichen Gesundheit abdecken. Dazu gehören die weibliche Fruchtbarkeit, der Menstruationszyklus, die sexuelle Gesundheit, Schwangerschaft und Geburt oder die Wechseljahre. Da der weiblichen Gesundheit Jahrzehnte lang zu wenig Beachtung geschenkt wurde, boomt die Femtech-Branche (dw.com). Kein Wunder, denn die aktuelle Forschung zeigt deutlich: eine geschlechtsspezifische Medizin rettet (Frauen-)Leben, verbessert (Frauen-)Leiden und wirkt sich positiv auf die Gesundheit von uns allen aus (quarks.de). Denn von der Erhebung korrekter Daten und dem Trend der bedarfsgerechten medizinischen Versorgung profitieren alle Geschlechter.  

Eine untererforschte Krankheit im Bereich der Frauengesundheit ist Endometriose. Weltweit sind circa 190 Millionen Mädchen und Frauen von der chronischen Unterleibserkrankung betroffen, bei der Gewebe außerhalb der Gebärmutter im Bauchraum wuchert. Die Folge sind starke Schmerzen und eine verminderte Fruchtbarkeit (who.int). Durchschnittlich zehn Jahre dauert die Diagnose von Endometriose, weil die Beschwerden der betroffenen Frauen marginalisiert und als „normale“ Menstruationsbeschwerden abgetan werden (www.ncbi.nlm.nih.gov). Um Frauen den Umgang mit ihrer Endometriose-Erkrankung zu erleichtern, hat Nadine Rohloff die Endo-App entwickelt, ein innovatives und wissenschaftlich fundiertes Tool zum Selbstmanagement der Endometriose. Als eine von 53 digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) bundesweit, die von Ärzt*innen verschrieben werden können, verdeutlicht die Endo-App, welches Potenzial digitale Technologien und insbesondere Femtech-Innovationen bergen.

Expertinnen-Talk über neue Chancen in der Medizin

Mehr Infos zu digitalen Innovationen im Gesundheitswesen und die Forschungsarbeit innovativer Frauen gibt es im Open Mic der Plattform #InnovativeFrauen, das am 13.06.2023 von 18.00 – 19.00 Uhr im Rahmen des Digitaltags stattfindet. Drei Expertinnen diskutieren, mit welchen Ideen und Entwicklungen sie den Problemen in der Gesundheit und Pflege begegnen und mit welchen digitalen und KI-basierten Lösungen sie die Patient*innenversorgung in Deutschland vorantreiben. Weitere Infos und Anmeldung Open Mic

 

Grafik mit der Aufschrift "Videoporträt - Die Gründerin von TheBlood, Miriam Santer

Wie Menstruationsblut dabei helfen kann, die Gender-Data-Gap zu schließen

Videoporträt von Miriram Santer

Fokusthema
Gesundheit digital: Frischer Wind für das Gesundheitssystem

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Porträtfoto von Luisa Rosenow
Luisa Rosenow
+49 521 92279872
rosenow@innovative-frauen.de

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