Fokusthema
Frauen in MINT-Berufen
Inhalt

Vorbilder: Mehr Sichtbarkeit für Frauen in MINT-Berufen

Eine Frau spricht vor Publikum

Weibliche Vorbilder haben Strahlkraft und machen Mädchen und jungen Frauen Lust auf einen MINT-Beruf. Sie zeigen: Es ist normal, als Frau im MINT-Bereich aktiv zu sein. Es ist richtig, seiner Leidenschaft und seinen Talenten nachzugehen. Und es ist wichtig, innovative Ideen, Forschungsvorhaben und Visionen zu verfolgen. Nicht nur für die persönliche Entwicklung, sondern ebenfalls für uns als Gesellschaft. „Diversität tut uns allen gut und ist nicht zuletzt auch ein Zeichen für eine starke Demokratie“, findet auch Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger. Aus diesem Grund hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung den Förderschwerpunkt „Innovative Frauen im Fokus“ auf den Weg gebracht, mithilfe dessen wissenschaftliche Leistungen und innovative Ideen von Frauen in der Gesellschaft sichtbarer gemacht werden sollen. Im Rahmen dieses Förderschwerpunktes wird auch die Plattform #InnovativeFrauen gefördert. 

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Ein Mangel an MINT-Frauen bedingt einen Mangel an sichtbaren Role Models in den MINT-Berufen. So ist es bei 11,7 % weiblichen Erwerbstätigen in Handwerksberufen nicht verwunderlich, dass diese MINT-Disziplin mit geschlechterstereotypen Vorurteilen zu kämpfen hat (10). Vorurteile und Stereotype wiederum sorgen dafür, dass sich junge Frauen gegen einen Handwerksberuf entscheiden.  Ein Teufelskreis, den es zu durchbrechen gilt. Ein Baustein ist die gendersensible MINT-Bildung, ein weiterer die Steigerung der Sichtbarkeit von Frauen in den MINT-Berufen. Sei es die Informatiklehrerin in der Schule, die innovative Gerüstbaumeisterin im Betrieb nebenan oder die Vorständin einer Forschungsgesellschaft ‒ indem MINT-Frauen sichtbar werden, wird mit vorherrschenden Stereotypen gebrochen. Wie erfüllend vielfältig und innovativ eine Tätigkeit im Handwerk sein kann, verdeutlicht das Videoporträt der Gerüstbaumeisterin Jeanette Spanier. Durch sichtbare MINT-Frauen erhalten Mädchen und junge Frauen wirksame Rollenvorbilder sowie potentielle Mentorinnen. Und werden darin bestärkt, eine Berufswahl anhand ihrer Talente und Neigungen zu treffen. Gleichzeitig wird ein breites Spektrum an MINT-Berufen augenscheinlich, was für Schülerinnen im Rahmen der Berufsorientierung relevant ist. 

Die Sichtbarkeit von Frauen in MINT-Berufen ist nicht nur für die (weibliche) Nachwuchssicherung von großer Bedeutung. Frauen, die ein MINT-Studium oder eine MINT-Ausbildung absolviert haben, finden Ansprech- und Bezugspersonen, mit denen sie sich bei Problemen oder Zweifeln austauschen können. Ebenso inspirieren sichtbare MINT-Frauen andere Frauen dazu, eine Idee umzusetzen, sich selbstständig zu machen oder eine MINT-Karriere bis an die Spitze zu verfolgen. Auch non-lineare Lebensläufe und weibliche Innovationslust werden durch eine gesteigerte Sichtbarkeit offensichtlich.

Wie erlangen Frauen in MINT-Berufen mehr Sichtbarkeit?

Nach wie vor werden Frauen seltener in die mediale Berichterstattung einbezogen als ihre männlichen Kollegen. Und zwar auch in Bereichen, in denen annähernd gleich viele oder überwiegend Frauen arbeiten. Dies führt dazu, dass insgesamt 74 % der Expert*innen in TV-Formaten männlich sind (11). Und dass, obwohl es eine Vielzahl versierter Fachfrauen in unterschiedlichen MINT-Bereichen gibt, wie die Expertinnen-Datenbank der Plattform #InnovativeFrauen verdeutlicht. Ein wichtiger Ansatzpunkt ist die Steigerung der medialen Repräsentanz von MINT-Frauen. Aus diesem Grund richtet sich #InnovativeFrauen gezielt an Medienschaffende. Diese können in der Expertinnen-Datenbank nach Themen oder Expertinnen recherchieren und diese direkt für Beiträge, Veranstaltungen oder ähnliches anfragen.

Neben #InnovativeFrauen wurden in den vergangenen Jahren weitere Plattformen initiiert, die auf die Sichtbarmachung weiblicher Kompetenz abzielen. So ist es das Ziel der von Maren Heltsche mitbegründeten innovativen Plattform speakerinnen.org, die Sichtbarkeit von Frauen dort zu steigern, wo öffentlich gesprochen wird. Mit Hilfe einer Speakerinnen-Liste soll es so für Veranstalter*innen leichter werden, Expertinnen für ihr Event zu finden. academia.net oder /femconsult bieten Frauen in Wissenschaft und Forschung eine Bühne, um mit ihren Leistungen sichtbar zu werden.

Eine weitere Möglichkeit bilden öffentlichkeitswirksame Maßnahmen. Unternehmen im MINT-Bereich, aber auch Forschungsgesellschaften oder Universitätsinstitute können ihre Mitarbeiterinnen und deren Tätigkeitsfelder verstärkt in den Vordergrund rücken, beispielsweise in den Sozialen Medien oder auf der Webseite. So präsentieren sie sich als zeitgemäße Arbeitgeber und tragen dazu bei, dass weibliche Arbeitskräfte in den jeweiligen Tätigkeitsbereichen selbstverständlich werden. Hervorzuheben ist die Kampagne #frauenkönnenhandwerk vom Deutschen Handwerkskammertag (DHKT), die Handwerksbetriebe sensibilisiert und darin unterstützt, Frauen bei der Suche nach Fachkräften stärker ins Visier zu nehmen.

Auch die MINT-Frauen selbst können die eigene Sichtbarkeit steigern. Eine Möglichkeit bietet ein Eintrag auf oben genannten Plattformen oder die Teilnahme an (Fach-)Veranstaltungen. Die Präsenz in den Sozialen Medien ist ebenfalls eine niedrigschwellige Möglichkeit, die eigene Sichtbarkeit zu erhöhen. So ermöglichen es berufliche Plattformen wie LinkedIn, sich als MINT-Expertin zu platzieren und mit anderen zu vernetzen oder auszutauschen. Auch das Nutzen von Twitter und Instagram steigert die Sichtbarkeit. Auf Instagram sind viele junge Menschen aktiv. Hier können MINT-Frauen Mädchen und jungen Frauen einen Einblick in unterschiedliche Berufsbilder ermöglichen und ihre innovativen Ideen präsentieren. Wie das aussehen kann, zeigt Claudia Rougoor, die auf Instagram einen Eindruck von ihrem Alltag als Bauingenieurin vermittelt. Mit ihrem innovativen Start-Up Zangano ermöglicht sie eine präventive Denkmalpflege historischer Bauwerke ‒ und zwar mit Hilfe von Drohnen und Künstlicher Intelligenz. 

Bislang fehlt es an digitalen Tools, mit denen sich die eigene Sichtbarkeit messen lässt. Hier setzt der „Sichtbarkeits-Index” der Plattform #InnovativeFrauen an, der sich aktuell in der Entwicklungsphase befindet. Nach Eingabe verschiedener Angaben erhalten die innovativen Frauen ihren individuellen Sichtbarkeits-Index sowie konkrete Handlungsempfehlungen für das schrittweise Erhöhen der eigenen fachlichen Sichtbarkeit.

Quellen:

(10) Statistisches Bundesamt (Destatis) 2022: Erwerbsbeteiligung von Frauen nach Berufen. https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Arbeitsmarkt/Qualitaet-Arbeit/Dimension-1/erwerbsbeteiligung-frauen-berufe.html [Abruf am 26.09.2022].

(11) Prommer, Stüwe, Wegner (2021): Sichtbarkeit und Vielfalt, S. 15.

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