Was auf der einen Seite Effizienz, Bequemlichkeit und Zeitersparnis verspricht, bedeutet auf der Kehrseite das Sammeln und Analysieren äußerst sensibler Informationen. Aus diesem Grund sind Fragen nach einer modernen und digitalen Gesundheitsversorgung immer auch Fragen nach der Sicherheit und Hoheit unserer Daten sowie den ethischen Dimensionen, die eine Digitalisierung des Gesundheitswesens mit sich bringt. Um die Privatsphäre der Nutzer*innen zu schützen, ist bei der Entwicklung digitaler Gesundheitsanwendung in besonderem Maße auf Transparenz und die Anonymisierung der Daten zu achten. Auch eine Sensibilisierung der Menschen, deren Informationen gespeichert und analysiert werden, ist essenziell. Expertin auf dem Gebiet der Datenerfassung ist Prof’in Dr’in med. Sylvia Thun, Direktorin der Core Facility Digitale Medizin und Interoperabilität am Berlin Institute of Health an der Charité Berlin. Für ihre Arbeit im Bereich der Standardisierung medizinischer Daten wurde ihr 2022 das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Im Gesundheitswesen gibt es Bereiche, die bereits seit längerem durchdigitalisiert sind, wie die Radiologie. Die Radiologie kann anderen, noch nicht digitalisierten Bereichen, als Vorbild dienen. Ein Erfahrungs- und Expertiseaustausch hätte weitreichende Folgen. Denn mit der technischen Digitalisierung des Gesundheitswesens muss im gleichen Zuge auch eine Qualifizierung des Gesundheitspersonals in Krankenhäusern, ärztlichen Praxen, Pflegeeinrichtungen und Krankenkassen Hand in Hand gehen.
In der letzten Legislaturperiode wurden weitreichende Gesetze und Förderpakete verabschiedet, welche eine Modernisierung des Gesundheitssystems vorantreiben sollen. So stellt der Bund beispielsweise mit dem Krankenhauszukunftsgesetz mehrere Milliarden bereit, damit Krankenhäuser in moderne Notfallkapazitäten, die Digitalisierung und die IT-Sicherheit investieren können. Auch die aktuelle Bundesregierung misst der digitalen Transformation des Gesundheitswesens einen hohen Stellenwert bei und plant bspw. anhand eines Bürokratieabbaupakets die Hürden für eine gute und schnelle Versorgung von Patient*innen zu minimieren.
Die Modernisierung unseres Gesundheitswesens wird aber vor allem angetrieben von Visionärinnen, die seit Jahren innovative Ideen für ein effizientes Gesundheitssystem erdenken und erforschen. Neben Sylvia Thun sind Katrin Bihr und Dr’in Enise Lauterbach zu nennen. Katrin Bihr hat ein Verfahren zur Tiefenmessung in der 3D-Endoskopie erforscht, das es medizinischem Fachpersonal ermöglicht, Gewebe (z.B. Tumore) im Inneren des Körpers zu vermessen. Mehr über Katrin Bihr und ihre innovative Forschung erfahren Sie am 08. Juli 2022 in unserem Podcast #ForscherinnenFreitag. Enise Lauterbach entwickelte die Herz-Held® Technologieplattform, ein KI-basiertes Frühwarnsystems für Patient*innen mit Herzinsuffizienz. Wer mehr über Enise Lauterbachs Innovation erfahren möchte, sollte am 24. Juni 2022 beim Open Mic der Plattform #InnovativeFrauen im Rahmen des Digitaltages einschalten. Die Gründerin ist als Podiumsgästin anwesend.